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Sax am Mittag - Matthias Tschopp

  • Solo am Mittag 31 Limmatquai Zürich, ZH, 8001 Schweiz (Karte)

Matthias Tschopp improvisiert. Und dank moderner Technologie bringen wir Ihnen wenigstens den Livestream bis nach hause.

Biografie

Der unvergleichliche Klang und die emotionale Tiefe des Baritonsaxofons beschäftigen mich inzwischen seit über zwei Dekaden. Die Leichtfüssigkeit eines Gerry Mulligan, der kernige Sound von Pepper Adams, funky knatternd bei Doc Kupka, als Ankerpunkt einer Big Band wie bei Harry Carney, voll Spirit und Experimentierlust mit Hamiet Bluiett, lyrisch Geschichten erzählend bei Scott Robinson, der aggressive Geräuschgenerator von Mats Gustafson… Das Baritonsaxofon ist für mich die Verkörperung von Sound und Spirit.

Meine eigene musikalische Reise hat mich an viele verschiedene Orte gebracht. Jazz-Ensembles (mit Tim Garland, Marianne Racine, Reto Suhner, Rainer Tempel, Sarah Büchi, uvm.), Big Bands (u.a. Swiss Jazz Orchestra, Lucerne Jazz Orchestra, Zurich Jazz Orchestra, NDR Big Band), Pop-Projekte (Jamey Cullum, Cro, Dodo, Dabu Fantastic), Theaterproduktionen (Theater St. Gallen, Luzerner Theater)… Das Einfügen des eigenen Sounds in ein grösseres Ganzes, das Einbringen von Kreativität und Energie in ein Ensemble und das Hinarbeiten auf ein gemeinsames Momentum empfinde ich als grosses Privileg des Musikerdaseins.

Eine Konstante in meiner kompositorischen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit anderen Künsten. In den Nullerjahren beschäftigte ich mich mit dem Schriftsteller und Multiinstrumentalisten Frédéric Zwicker und der Band Knuts Koffer mit Poetry Slam und komplexen computergestützten Loop-Schichtungen. Später lotete ich mit dem Matthias Tschopp Quartet die Parallelen von Musik und bildender Kunst aus. Bei der Vertonung von Gemälden von Miró, Basquiat und Konsorten ging es dabei nicht bloss ums Übersetzen von visuellen Elementen in musikalische Pendants, sondern auch um den Kunstbegriff der jeweiligen Künstler und um grundsätzliche Fragestellungen wie Abstraktion vs. Gegenständlichkeit, Komposition vs. Improvisation, Aktion vs. Reaktion...
Aktuell bin ich in diesem Bereich an der Entwicklung eines Soloprojekts, welches sich mit der klanglichen Umsetzung von architektonischen Strukturen befasst. Auch im TRIO the episode series arbeiten wir an der spartenübergreifenden Entwicklung von Episoden im Bereich Tanz, Performance, Fotografie und Musik.

Eine weitere Thematik, welche mich beschäftigt, ist die Gegenüberstellung von Freiheit und Form. Ob Big Band, klassische Jazz Combo, frei improvisierendes Ensemble oder Solo: Welche Freiräume lassen sich bespielen? Was sind die Bezugsrahmen? Wie starr oder dehnbar sind die Grenzlinien? Wo braucht es Form und Struktur?

Klanglich fasziniert mich besonders die Verschmelzung von elektronischen und akustischen Sounds. Mit Hotel Florida, der neuen Band meines Bruders Andreas Tschopp (tb) und mir, geht es um diese Klangwelten. Mit an Bord sind die Klangmagier Ramon Landolt (keys), Vojko Huter (guit), Xaver Rüegg (b) und Rico Baumann (d). Auch die Verbindung von Saxofon und Elektronik beschäftigt mich seit längerem. Mein neustes Forschungsprojekt in diesem Bereich sind die spannenden Möglichkeiten der modularen Klangverarbeitung.

Matthias Tschopp, Frühling 2020

Späteres Event: 17. April
Schlagzeug am Mittag - Manuel Leuenberger